AFRIKANISCHE MUSIK LIEGT IHR IM BLUT
In Sonja Kandels’ Gesang und in ihren Kompositionen werden Erlebnisse ihrer Kindheit spürbar, die sie mit ihren als Entwicklungshelfer arbeitenden Eltern in Westafrika verbrachte. Auf diesen Eindrücken und Erfahrungen in Ländern wie Kamerun und Niger basiert auch ihre Idee für das Euro-Afrikanische Chorprojekt, The Power Of Voice.
Nach abgeschlossenen Kunst- und Jazzgesang-Studiengängen gründet Sonja ihre erste Band. Kurz darauf belegt sie bei der Teilnahme am Bundes-Nachwuchs-Wettbewerb den 1. Platz. Ihre folgenden musikalischen Projekte und Workshops bringen ihr mehrere Stipendien ein. Einige davon führen sie nach Paris und zurück nach Afrika, wo sie mit Musikern aus Senegal und Kamerun arbeitet. Nach einem Auftritt bei den Internationalen Jazztagen in Leipzig erhält sie ein Stipendium für personengebundene Jazzförderung und verwirklicht ihren Traum einer musik-ethnologischen Studienreise zu den Baka-Pygmäen im Urwald zwischen Kamerun und Kongo.
2001 tritt Sonja als Mitglied der Vocal Jazz Connection in dem Stück „All Rise“ auf, zusammen mit den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Claudio Abbado und dem Lincoln Center Jazz Orchestra geführt von Wynton Marsalis.
Auf verschiedenen Festivals spielt sie mit dem portugiesischen Bassisten Carlos Bica, dem Posaunisten Albert Mangelsdorff, dem australischen Perkussionisten Tunji Beier und dem senegalesischen Perkussionisten und Sänger Abdourhamane Diop.
Mit der Performancegruppe: „Elfenbein Klingt Rot” betritt sie eine experimentelle, interdisziplinären Ebene mit den aus dem modernen Tanz stammenden Tänzerinnen Britta Schönbrunn und Odile Seitz unter Begleitung des Pianisten Michael Gross. Weitere Gastauftritte auf verschiedenen Tanzfestivals folgen.
Auf ihren bei Minor Music erschienenen Alben „God Of Laughter“ und „Fortunes Arrive“ singt Sonja über alltägliche Szenen, wobei sie sich gern der afrikanischen Mythologie bedient, um die bunten Facetten des Lebens auszudrücken. Bei den Aufnahmen im Berliner Studio P2 und RBB-Studio lädt sie als Gastmusiker afrikanische Größen wie Felix Sabal-Lecco, Guillaume Juramie, Baba Gallé Kanté, Samba Sock und Aly Keita ein. Ein neues Album „Pygmyzonia“ ist in Arbeit.
Sonjas künstlerisches Werk als Komponistin und Bandleaderin ist heute eine dynamische Fusion von afrikanischen Musikstilen und modernem Jazz, ein Ergebnis das weit über die stereotype Folklore mit Trommeln und Chorgesang hinausgeht.
Als Sängerin interpretiert sie ihre Songs mit unterschiedsloser Gewandtheit in Englisch, Französisch, Portugiesisch und Suaheli oder in verschiedenen Dialekten aus Togo, Kamerun und Senegal wie Ewe, Baka oder Wolof. Und wenn diese Sprachen nicht ausreichen, um ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen, singt sie in ihrer eigenen Fantasiesprache. Dabei nutzt die charismatische Sängerin ihre facettenreiche Gesangsstimme wie ein Instrument, das über das gesamte farbenfrohe Ethnospektrum reicht, so gefühlvoll und ausdrucksstark, dass sie jedes Publikum in ihren Bann zieht. (Jazz Podium)
“Meisterlich mischt Sonja Kandels afrikanische Rhythmen, Themen und Gesänge mit Jazz, Funk und wohl platzierten Samples. Ihre Eigenkompositionen sind dabei genauso bezaubernd wie Arrangements afrikanischer Traditionals oder die großartige Bearbeitung von Jazzstandards.” (JazzPodium)
Der Tagesspiegel schreibt über ihre Musik: “Sonja Kandels jedenfalls improvisiert über Afrika, wie hier zu Lande niemand sonst. Ein kleines Meisterwerk.”
Die stets hochkarätig besetzte Band verleiht der Sängerin Sicherheit, ihre durchdringenden Eskapaden gezielt einzusetzen. “Mal lotet sie in dunkleren Tonlagen Blues-Stimmungen oder verleiht poetischen Balladen nachdenkliche Atmosphäre. Mal lässt sie ihre Stimme fröhlich durch sprunghafte Melodien tanzen und steigert sich in schneidende AfroScats.” (FAZ)
2006 gewann Sonja Kandels das vom Kultusministerium NRW ausgeschriebene Stipendium für ein Chorprojekt. Bis heute haben über 1.000 Kinder und Jugendliche, Schulklassen und Chöre an ihrem Euro-Afrikanischen Projekt The Power Of Voice teilgenommen. Arbeitsergebnisse aus zahlreichen Workshops wurden auf Festivals wie Viersen Jazz oder der Jazz Rallye Düsseldorf aufgeführt oder als Auftragsarbeiten auf internationalen Konferenzen wie dem Afrika Forum des Bundespräsidenten und dem One World Village in Berlin.
„Die Kraft und die magische Wirkung afrikanischen Singens gründen auf einer Einheit von Stimme, Körper und Bewegung, die bislang kaum ins Bewusstsein europäischer Sänger und Chöre gelangt ist. Mit meiner Projektarbeit möchte ich diese Erfahrungen Kindern und Jugendlichen frühzeitig nahe bringen oder sie auch für Chöre und deren Repertoire erfahrbar und nutzbar machen.”
Zu Inspiration und regelmäßigem Austausch unternimmt Sonja immer wieder Studienreisen nach West- und Südafrika, oft kombiniert mit Workshops an örtlichen Schulen, mit Chören oder auch am Goethe Institut. Im Jahr 2015 leitete sie auf Einladung des südafrikanischen Center for Young Talent in Music & Film “Under Joburg Skies” einen Gesangsworkshop und trat mit lokalen Musikern und Sängern auf der Eröffnungsveranstaltung des Projektes auf.
„Neben meiner Liebe für afrikanische Musik war ich immer auch berührt von der freundlichen und offenen Art, mit der ich als Fremde dort aufgenommen wurde. Ich war fasziniert von der grenzenlosen Gastfreundschaft und von der tiefen Verbundenheit der Menschen mit der Natur und mit spirituellen Dingen. Mein Bild von Afrika haben diese Erlebnisse weit mehr geprägt als die ständigen Berichte von Hungersnöten, Krieg und Naturkatastrophen. Mit meiner Musik möchte ich nicht nur unterhalten, sondern vielmehr auch danke sagen; ich möchte meinen afrikanischen Freunden mitteilen, dass etwas angekommen ist bei mir, etwas von dem, das sie mir mitgegeben haben. Sie ist auch ein Appell an uns alle, Respekt für die afrikanischen Kulturen zu haben und über Klischees hinauszuschauen.“